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Ein umfassenderer Blick auf die Patienten

Besprechung im Ärzteteam: In der Geriatrie des Krankenhauses Jülich richten Chefarzt Konstantinos Chondros und seine Kolleginnen und Kollegen den Blick nicht nur auf die akute Erkrankung, sondern auf den ganzen Menschen.

 

Konstantinos Chondros ist Chefarzt der Klinik für Geriatrie und interdisziplinäre Altersmedizin im Krankenhaus Jülich. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, was sein Fachgebiet so besonders macht.

Herr Chondros, Ziel der Geriatrie und Altersmedizin ist es, die Fähigkeit der Patienten, sich selbst zu versorgen, weitestgehend zu erhalten oder wiederherzustellen, Pflegebedürftigkeit zu verhindern und ihnen eine möglichst hohe Lebensqualität zurückzugeben.Wie machen Sie das?
Konstantinos Chondros: Indem wir über die reine Betrachtung der Körperstrukturen und -funktionen hinausgehen und zusätzlich die soziale Situation mit der erforderlichen Mobilität und Aktivität im Alltag berücksichtigen.

Es geht in der Geriatrie also mehr um den Blick auf den ganzen Menschen als um spezielle Behandlungsmethoden, die andere Fachrichtungen nicht anwenden könnten.
Chondros: Genau. Zaubern können wir genau so wenig wie andere Ärztinnen und Ärzte. Aber wir Altersmediziner haben einen anderen, einen sicherlich etwas umfassenderen Blick auf unsere Patientinnen und Patienten.

Wer sind die klassischen geriatrischen Patienten?
Chondros: Geriatrische Patienten sind über 80-Jährige – alleine aufgrund ihrer alterstypisch erhöhten Gefahr für das Auftreten von Komplikationen und Chronifizierungen – oder Menschen über 70, die unter mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden. Wir sprechen dann von Multimorbidität. Dabei treten oft kardiovaskuläre Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck gemeinsam mit Erkrankungen des Bewegungsapparates auf, zum Beispiel Arthrose, Rückenschmerzen oder Osteoporose. Nicht selten kommen psychische Probleme hinzu, häufig Angststörungen und Depressionen.

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Chondros: Ein typischer Fall wäre dieser: Eine 75-jährige Patientin mit einigen Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems erleidet einen Schlaganfall. Vorher konnte sie sich und ihren Ehemann in der eigenen Wohnung noch fast ohne jede Hilfe selbst versorgen. Nach der akuten Behandlung auf der Stroke Unit wäre das unmöglich, weil sie durch den Schlaganfall unter anderem eine starke Gehbehinderung hat.
Mit unserem multidisziplinären Team nehmen wir neben den akuten körperlichen Symptomen auch die schon vorher vorhandenen Krank-
heiten in den Blick sowie die oft schlimmen Folgen der Immobilität für das künftige Wohnen und für die Teilhabe am alltäglichen Leben. Und wir kümmern uns auch um die daraus resultierenden Ängste und depressiven Verstimmungen. Das heißt: Noch vor einer Reha tun wir in der Akutgeriatrie schon während des Krankenhausaufenthaltes alles, was medizinisch, therapeutisch, pflegerisch und im sozialen Bereich möglich ist, um für die Patientin so viel Lebensqualität wie möglich zurückzugewinnen und es ihr im besten Fall zu ermöglichen, dass sie mit ein wenig Hilfe wieder selbstständig wohnen und leben kann.

>>> Das Interview mit zwei Patientinnen finden Sie hier.